photographers:network 2009
on not-showing | über das nicht zeigen
short address on the installation works by falk von traubenberg
at kunstmuseum siegen
dear colleagues
I am happy to have the chance to give you a little insight in my works, here at the museum für gegenwartskunst siegen in the context of photographers:network 2009.
To be precise I would like to present you one aspect of my research more in detail, namely the installational works. To me my installational style seems to be especially interesting in the framework of this event, a selective exhibition of contemporary photographic positions, thus pictures, since in these works no pictures are displayed, which is exactly the point.
First some information on my vita: concerning photography and art I am an autodidakt before the backdrop of a degree in architecture, which I got in summer of 2000 in Constance. I have been living and working in Hamburg since 2004.
in 2002 I began filling slides into preserving jars, at first now and again, meanwhile on a regular basis. At first I used my own slides, later on I began collecting and using slides other people had disposed of. But I kept to the same preserving jar all the time: a regular one litre glass jar with a white rubber ring.
If you fill slides into a container, you can’t see the pictures anymore. If you fill them into glass jars, like I do, you can see, that there might be pictures to see, but the viewing of those pictures is undisclosed for good.
why do we take photographs? Why do we keep photographs?
Which pictures do we see when we see other people’s pictures?
Which pictures do we see, when we see pictures, we cannot see?
take those preserving jars for example: What do you see? Slides.
Immediately you gather, that they are exposed, that means that there might be something to see on them.
The way I present them to you, you just cannot see them.
What happens to you as the beholder?
Your curiosity is aroused, you would like to open the jar in order to know which pictures, which situations, which life are depicted on the slides. But I will not let you see the pictures, and now there are no limits to your phantasies, maybe you will be lead by the work’s title. this work for example is called „architecture 2001“ and contains photographs of architecture which I took in the framework of remittance works.
this work, apparatus memory, consists of about 25.000 of my own slides, which I filed in combination with the light of neon tubes. it is an archive of a different kind, posing the question of the sense and senselessness of constantly taking pictures. neon tubes stand for the visible momentum at the surface, thus the collective so-called objective perception. at the same time it contains the technical side of photography, the exposure, and points out the paradigm of classical photography: its image character.
you and us tells the history of a law firm without ever showing a picture. the presence of this work in the own office rooms in question in turn invigorates the knowledge about the own history. The installation serves as a catalyst for the dialog about the past and the future. for you and us | the bodmerfischer story I travel to zurich three times a year in order to take photographs of the law firm bodmer fischer and it s surroundings. Those pictures are being put into one jar without anybody seeing the photographs before – and ever after. This work will take six years, therefore there are 18 empty jars, which will all be successivly filled by 2010.
in 2006 I started collecting others’ slides and using them for installation projects. The first big work evolved in 2008: schwarz rot gold (black red gold).
the installation shows a substantial slide collection, taken from many sources. It functions as a catalyst and reflection plane: Germany in the minds of the people between stereotypes, realities and abysses.
in contrast cube I emerges in the same year. It presents the slide collection of a deceased friend. The work highly values a life’s work in it’s completeness and at the same time reveals all and nothing about it.
also in 2008 I started working on the project connected | positions in the art business. Here I do portraits of people in the business, be it artists, gallery owners, people who write about art etc. Everyone I portrait has to introduce me to the next person I do a portrait of. a personal trace through the art business evolves, again without revealing a single picture.
o.t. (untitled), currently shown at nord art in rendsburg goes one step beyond. In this work the preserving jars are empty. They have to be filled by the beholder himself, so to speak. In doing so the place, where the installation is displayed, takes a decisive role, since it is all about reflecting this space by the means of own emotion and association. The maximum openess is stressed by the lacking title.
you are welcome to visit me in Hamburg or see my works in Berlin at 6. berliner kunstsalon in september.
Thank you for your attention.
über das nicht zeigen
liebe kollegen,
ich freue mich, hier bei den vorträgen im museum für gegenwartskunst siegen im rahmen des photographers:network 2009 die gelegenheit zu haben, ihnen einen kurzen einblick in meine arbeit zu geben.
genauer gesagt möchte ich ihnen einen aspekt meines forschens – nämlich die installativen arbeiten – näher darstellen. meine installativen arbeiten scheinen mir besonders interessant im veranstaltungskontext, einer ausgewählten schau zeitgenössischer fotografischer positionen – also bildern –, da bei diesen arbeiten gerade kein bild gezeigt wird.
noch kurz zu meiner person: fotografisch und künstlerisch bin ich autodidakt, mit dem hintergrund eines architekturstudiums, das ich im sommer 2000 in konstanz abgeschlossen habe. seit 2004 lebe und arbeite ich in hamburg.
seit 2002 verfülle ich, erst gelegentlich, mittlerweile regelmäßig, dias in einmachgläser. zuerst habe ich nur eigene kleinbilddias verwandt, später begonnen, ausgemistete kleinbilddias fremder zu sammeln und zu nutzen. das einmachglas ist jedoch immer dasselbe modell geblieben: ein handelsübliches ein-liter glas mit weißem gummiring.
wenn man dias in behälter verfüllt, kann man die bilder nicht mehr sehen. verfüllt man dias in gläser, wie ich das tue, sieht man zwar, dass da wohl bilder zu sehen sein könnten, der betrachtung sind sie dennoch dauerhaft entzogen.
warum fotografieren wir? warum bewahren wir fotografien auf? welche bilder sehen wir, wenn wir die bilder anderer sehen? welche bilder sehen wir, wenn wir bilder sehen, die wir nicht sehen können?
so wie in diesen einmachgläsern zum beispiel: was sehen sie?
kleinbilddias.
sie nehmen sofort an, dass diese belichtet sind, es also darauf etwas zu sehen geben könnte. so, wie ich sie ihnen allerdings präsentiere, können sie diese nicht sehen.
was passiert mit ihnen als betrachter:
ihre neugierde wird geweckt, sie möchten das glas öffnen, um zu erfahren, welche bilder, welche situation, welches leben auf den Dias abgebildet sind.
nun lasse ich nicht zu, dass sie diese bilder sehen, und ihrer fantasie sind keine grenzen gesetzt, eventuell wird sie durch den titel der arbeit gelenkt. diese arbeit hier zum beispiel trägt den titel „architektur 2001“ und enthält architekturaufnahmen, die ich 2001 im rahmen von auftragsarbeiten gemacht habe.
diese arbeit, apparategedächtnis, besteht aus etwa über 25.000 eigenen kleinbilddias, die ich, kombiniert mit dem licht der neonröhren, hier archiviert habe. ein archiv der anderen art, das die frage nach sinn und unsinn des ständigen fotografierens aufwirft. die neonröhren stehen für das sichtbare moment an der oberfläche, also die kollektive, sogenannte objektive wahrnehmung. gleichzeitig beinhaltet sie die technische seite der fotografie, die belichtung, und zeigt das paradigma der klassischen fotografie auf: ihren abbildcharakter.
you and us erzählt die geschichte einer anwaltskanzlei, ohne je ein bild zu zeigen. die präsenz dieser arbeit in deren räumen wiederum stärkt das bewusstsein für die eigene geschichte. die installation dient als katalysator zum dialog über vergangenes und zukünftiges.
für you and us | the bodmerfischer story reise ich dreimal im jahr nach zürich, um in der kanzlei bodmer fischer und deren umfeld zu fotografieren. diese aufnahmen finden dann in einem der leeren einmachgläser ihren platz, ohne das sie jemand zuvor gesehen hat. die arbeit ist auf sechs jahre angelegt, somit ergeben sich die anfangs 18 leeren einmachgläser, die sich sukzessive bis ende 2010 alle gefüllt haben werden.
2006 habe ich begonnen, fremde dias zu sammeln und diese für installationsprojekte zu nutzen. die erste grosse arbeit daraus entstand 2008: schwarz rot gold.
die installation zeigt eine umfangreiche, aus vielen quellen zusammengetragene, diasammlung. sie dient als katalysator und reflexionsfläche: deutschland in den köpfen der menschen zwischen klischees, wirklichkeiten und abgründen.
im gegensatz dazu entsteht im gleichen jahr cube I, das die diasammlung eines verstorbenen bekannten zeigt. die arbeit würdigt ein lebenswerk in seiner vollständigkeit und gibt alles und gleichzeitig nichts davon preis.
ebenfalls 2008 beginne ich mit dem projekt connected | positionen im kunstbetrieb. dabei porträtiere ich menschen aus dem kunstbetrieb, seinen es künstler, galeristen, über kunst schreibende, etc, wobei jeder der porträtierten den konktakt zu der nächsten person herstellen muss. es ensteht eine perönliche spur durch den kunstbetrieb, wiederum ohne ein einziges bild zu zeigen.
o.t. (ohne titel), die arbeit ist zur zeit auf der nord art 09 in rendsburg zu sehen, geht nun noch einen schritt weiter. Hier sind die einmachgläser leer. sie sind quasi vom betrachter selbst zu befüllen. dabei spielt der ort, an dem die installation zu sehen ist, eine wesentliche rolle, gilt es doch, über die installation den ort über die eigene empfindung und assoziation zu reflektieren. die maximale offenheit wird durch den fehlenden titel unterstrichen.
sie können mich gerne in meinem atelier in hamburg besuchen oder weitere arbeiten auf dem 6. berliner kunstsalon im september sehen.
ich danke ihnen für ihre aufmerksamkeit.
falk von traubenberg, kunstmuseum siegen 27. juni 2009